Nur das übliche Geschwätz

Die Wochen langer, selbstgewählter Abgeschiedenheit, wie es ihr schien, waren nun endgültig vorbei. Sie hatte Ethiel dazu bekommen, endlich wieder außerhalb ihrer Räumlichkeiten zu speisen, wenngleich sie auch vorerst noch zu zweit waren. Caryl hatte sie an Ailira gegeben. Nun saßen sie dort, an dem langen Tisch und sie wusste, sie waren nicht allein, denn sie hörte das Getuschel der Diener, ohne es bewusst wahrzunehmen.

Elegant wie eh und jeh saß Ethiel an der langen Tafel neben seiner Frau, auch er hörte das Geschätz, jedoch konnte er ein paar gesprächsfetzen mithören. " Das ist unser verrückter Prinz? " " Und die Wilde hilft ihm auch noch dabei. " " Wie konnte König El'Finn nur soetwas zulassen? " Er versuchte sie zu ignorieren. Ob man ihn als verrückt bezeichnen konnte wusste er nicht, aber er wusste genau, dass man seine Frau nicht als Wilde bezeichnen konnte... und wie sein Vater das zulassen konnte? Ja, das hatte er sich schon von jugend an gefragt und nie eine Sinvolle Antwort erhalten. Leicht verkrampfte sich der Griff um seine Gabel, erst jetzt wurden ihm die Konsequenzen für seinen Emotionalen Absturz bewusst, für seine Frau versteht sich.

"Dass sie nach diesem Skandal weiter zu ihm steht..." "Also eins steht fest, ich hätte mich nie um seinen Bastard gekümmert." "Sie opfert sich nur bis sie selbst zu Grunde geht. Glaubt mir, ich kenne das. Seht in ihre Augen, sie würde alles für ihn tun, aus Pflicht - und sie wird sich darüber irgendwann vergessen." Die letzte Stimme klang mitleidig, doch Kyla war es egal. Es war schon lange nicht mehr wichtig, was die Diener sagten. Ganz ruhig aß sie weiter. Sie hörte die Stimmen nicht mehr, es war ihr egal, ob sie Recht hatten, oder nicht.

Der Kronprinz legte sein Besteck zur Seite, obwohl er gerade mal die Hälfte von dem was er auf den Teller hatte gegessen hatte, ihm war der Apetit vergangen, nicht, dass er ihn zuvor gehabt hätte. " Nun mein Sohn. " Ergriff El'Finn nun das Wort. Der silberhaarige Blickte zu seinem Vater. " Mir scheint du hast dich wieder erhohlt und dich mit deiner Frau arangiert? " Fragte er als sei es das normalste von der Welt und Ethiel währe lediglich Erkältet oder so gewesen. Der Prinz nickte, hatte nicht das Bedürfnis mit seinem Vater zu reden, überhaupt währe es ihm lieber gewesen, diesen niemals wieder zu Gesicht zu bekommen.

Tapfer aß sie weiter. Sie hatte sich nicht in ein Gespräch zwischen Vater und Sohn einzumischen und genauso wenig hatte sie auf das Geschwätz der Dienerschaft zu hören, auch wenn es ihr nicht gerade leicht viel. "Sie soll einen Erben tragen." "Vermutlich zieht er seinen Bastard dennoch vor." Es verletzte sie zu tiefst. Würde er wirklich Caryl über ihre Kinder stellen? Natürlich, denn er hatte seine Mutter geliebt. Das Stück Fisch blieb ihr im Halse stecken und verschluckte sich.

Sofort richtete sich Ethiels aufmerksahmkeit auf Kyla, die sich verschluckt hatte. Behutsahm klopfte er ihr auf den Rücken, bis sie sich beruhigt hatte. " Geht es? " Fragte er und ehrliche Soge schwang in seiner Stimme mit und er strich sanft über ihren Rücken.

"Geht schon", murmelte sie noch leise hustend. Sie hätte nicht darauf achten sollen, was die anderen sagten, jetzt war es zu spät. Sie hörte all die Gerüchte, die ihren Weg in den letzten Wochen bestritten hatten. Sie musste weiter essen, durfte sich einfach nicht anmerken lassen, dass sie es hörte - und dass sie es störte. Sie schenkte Ethiel ein leichtes Lächeln, um ihm zu symbolisieren, dass wirklich alles in Ordnung war.

Aus dem Augenwinkel sah Ethiel das zufriedene Grinsen seines Vaters, dass er diesem am liebsten mit bloßer Faus aus dem Gesicht geschlagen hätte. Er begann seinen Erzeuger zu hassen. Nicht nur, dass er das leben seines eigenen Sohnes und seiner Geliebten zerstörte, nein, er musste auch noch eine komplett unschuldige Person da mit hinein ziehen und das auch noch toll finden! Er schluckte seine Wut hinunter, vorerst. Ethiel nahm sich fest vor seinen Vater für seine taten leiden zu lassen.

Schweigend aß sie weiter. Es ging sie nicht an, wie gut die Beziehung zwischen Vater und Sohn war und es war definitiv nicht ihre Aufgabe, diese Beziehung zu verbessern. Hatte sich ihre Mutter auch einer solchen Prüfung unterziehen müssen? Sie glaubte nicht daran, sie hatte immer so glücklich gewirkt. Doch wenn sie ehrlich war, war ihr diese gesellschaftliche Prüfung lieber, als sich mit ihrer Angst zu beschäftigen, denn immerhin lebte sie hier unter Wasser - etwas, das ihr gar nicht gefiel, wenn sie ehrlich war!

Schweigend stand er auf und verlies die Tafel. Ohne den Dienern und Dienerinnen, die ihm ägnstlich auswichen, auch nur einen seiner kalten Blicke zu schenken verlies er den Saal. Ethiel sah keinen Sinn darin sich hier noch länger aufzu halten. Seiner Frau wollte er die Entscheidung ob sie blieb oder nicht selbst treffen lassen.

Ruhig legte sie die Serviette neben ihren Teller und stand auf. "Entschuldigt mich", wandte sie sich an El'Finn und folgte ihrem mann. Sie kannte das Geschwätz schon auswendig, sie brauchte nicht mehr hören und Hunger hatte sie schon lange keinen mehr. Sie war sich immer noch nict sicher, dass sie ethiel wirklich allein lassen konnte, also beschleunigte sie ihre Schritte.