Zweiter Tag - Verzeiht mir, mein Herr

Es war ihr zweiter Arbeitstag. Trotzdem hatte sie so lange gezögert, bis sie sicher sein konnte, dass Prinz Ethiel beim Frühstück war. Sie war irgendwann abends gegangen, während er noch schlief und hatte erst heute morgen den Schock ihres Lebens bekommen. Sie hatte ohne darüber nachzudenken mit dem Kronprinz geschlafen. Sie hatte ohne zu zögern ihre Unschuld hergegeben. Und jetzt quälte sie die Angst. Angst davor, von ihm verstoßen zu werden, Angst, dass die anderen sich von ihr abwenden könnten, Angst, schwanger zu sein. Trotzdem hatte sie sich aufgerafft und in seine Gemächer aufgemacht. Das Bett war noch immer zerwühlt. Sie zog es ab und bezog es sofort wieder neu. Sie war nur eine Dienerin, eine Gespielin, etwas, was er vermutlich schnell vergessen wollte. Als sie mit dem Bett fertig war, räumte sie seine Kleidung weg, die sie zuvor achtlos auf den Boden geworfen hatten. Mit der Kleidung und der Bettwäsche auf dem Arm begab sie sich zu der versteckten Tür, um so schnell wie möglich wieder heraus zu kommen.

Ethiel war nur kurz beim Frühstück gewegen. Er hatte keinen hunger und war enttäuscht darüber, dass er alleine in seinem Bett aufgewacht war. Der Prinz hatte sich ein Bad genemigt und ging nun wieder in sein Zimmer, dort sah er schon seine Süße von gestern. Mit nassen Haaren und noch etwas feuchter Haut schlich er sich hinter sie, als sie gehen wollte und schlang seine Arme um sie. " Na meine Süße? Gut geschlafen? Du warst nicht mehr da als ich aufgewacht bin. " Seuselte er ihr ins Ohr und vergrub dann sein gesicht in ihrer Halsbeuge.

Sie wollte gerade gehen, da schlangen sich zwei starke Arme um sie. Sie blieb sofort stehen, unfähig sich irgendwie zu rühren. "Ja, ich habe gut geschlafen", murmelte sie und grübelte darüber nach, ob sie ihn einfach zurück weisen konnte. Sie beide mussten doch wissen, dass das alles kein Bestand haben konnte und dass es verboten war! Andererseits, es fühlte sich so gut an...

Er lächelte sanft. " Das ist schön. " Hauchte er und gab ihr einen lieblichen Kuss auf ihre weiche Wange. " Was würdest du davon halten, wenn wir zwei etwas spatzieren gehen würden? So gegen Nachmittag? Ich finden dann ist das Licht am schönsten, dass zu uns durch das Wasser fällt. " Fragte er sie mit einem freudigen lächeln im Geischt und sah sie abwartend an.

Es fühlte sich an, als wolle er tatsächlich mehr von ihr. Wie aber sollte sie jetzt reagieren? Sie wusste es nicht. "Ich muss arbeiten", entgegnete sie stattdessen nur und schüttelte leicht den Kopf. Das ging doch nicht! Sie war eine Dienerin, so ziemlich der niedrigste Rang den man hier unter Wasser innehaben konnte und er, der zukünftige König, wollte sich tatsächlich auf die einlassen? Da konnte doch irgendetwas nicht stimmen!

Er gab einen enttäuschten Laut von sich und löste sich von ihr. Nur um sie gleich darauf erwartungvoll anzustralen und zu fragen: " Und was ist mit Morgen? Hättest du dann etwas Zeit für mich? " Seine Augen leuchteten vor freudiger Erwartung, wie bei einem Kind an Weihnachten.

Sie sah ihn vollkommen ernst an. "Ethiel, ich bin eine Dienerin! Ich bin als solche geboren und werde als solche sterben. Ich habe keine Rechte und nicht einmal eigene Kleidung. Ich bin für Euer Zimmer verantwortlich und für das von Prinzessin Yuuki. Und wenn das erledigt ist, darf ich die Küche wischen und Säle herrichten sowie Feste organisieren. Und wenn ich damit fertig bin, lege ich mich ins Bett und schlafe, damit es am nächsten Tag wieder von vorne los gehen kann", schleuderte sie ihm um die Ohren. Wusste er denn gar nicht, was um ihn herum ablief?

Ethiel bekam einen wühtenden Gesichtsausdruck. " Und wenn schon! Nur weil alle es von dir verlangen willst du ihnen klein bei geben? Glaubst du wirklich, dass ich diesen verfluchen posten meines Vaters WILL? Ganz sicher nicht! Und wenn ich mich selber in den Tot reißen muss! Ich werde kein König! Soll den Thron doch bekommen wer willm, ich will ihn NICHT! Warum versteht das keiner? Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht als ein einfacher Bauernjunge oder sonstetwas zu sein! Alles ist besser als das was ich jetzt zu sein gezwungen bin! " Er drehte sich um und verlies wutschnaubend sein Zimmer und rannte dach draußen. Nur weg von hier! War sein einziger Gedanke. Selbst seine Schwestern waren an diesem Tag nicht in der lage, ihn zu finden. Er war wie vom Erdboden verschluckt.

Niedergeschlagen blieb sie zurück und tat, was zu tun war. Als sie fertig war, tat sie das, was sie zuvor aufgezählt hatte. Es war schon spät, als sie fertig war, doch sie begab sich erneut in das Zimmer des Thronfolgers. Er war noch nicht wieder da. Seufzend setzte sie sich auf seine Bettkante. War es so falsch gewesen, was sie gesagt hatte? Es tat ihr leid, dass sie ihn so angefahren hatte. Doch er kam und kam nicht. Erschöpft legte sie sich halb auf sein Bett und schloss die Augen.

Es war sehr spät in der Nacht. Als Ethiel zurück kahm und sich wieder Luft gemacht hatte. Zwar war er immernoch etwas angesäuert, doch bei weiten nicht mehr so viel wie einen halben Tag zuvor. Leise und unbemekt ging er zurück in sein Zimmer. Er hatte sich vorgenommen, da er diesmal nicht in der versteckten Höhle die er zufällig gefunden hatte zu übernachte, dass er hier eine Zeit lang schlief und sich am Morgen wieder aus den Staub machte. Als er auf sein Bett sah weitete er überrascht die Augen. Doch dann lächelte er leicht. Der Prinz sog sich langsahm aus, legte seine süße richtig aus das Bett, sich daneben und dekte sie dann beide zu. Nach wenigen Minuten schlief er.

Mitten in der Nacht wachte Fîen wieder auf. Da lag ein Arm um sie. Sie drehte sich um und entdeckte den Prinz hinter sich. Sie setzte sich auf und ging ein bisschen auf Abstand. "Es tut mir so Leid... Aber weder ich noch ihr könnt euren Stand ändern. Ich gehöre nicht hierher. Es tut mir Leid", erklärte sie leise und gab ihm einen, wie sie fand, letzten Kuss bevor sie leise aufstand.

" Bist du dir da sicher? " Antwortete er mit geschlossenen Augen. NUn setzte auch er sich auf und öffnete auch seine Seelenspiegel, welche trauer und sellischen Schmerz kundgaben. " Vieleicht gibt es ja eine Möglichkeit, an die Oberfäche zu kommen, einen Weg aus dieser Kuppel gibt es ja. " Meinte er dann etwas nachdenklich.

Sie sah ihn an und senkte den Blick. "Es gibt so viele andere Frauen hier, die alle mehr deinem Stand entsprechen. So viele vertrauen auf dich, dass du sie führst. Du kannst doch nicht einfach gehen. Außerdem ist es draußen viel zu gefährlich. Ich bin nichts, was es wert wäre, dass man daran hängen bleibt. Bitte, lass mich gehen, als ob nichts geschehen wäre. Selbst wenn ich jetzt von dir schwanger wäre, könntest du mich nicht bei dir halten.. Es ist verboten", versuchte sie leise und nicht ganz überzeugt ihn zu überreden.

Er schnaufte. " Als ob ich irgendwie wertvoll währe. Ich bin nicht wertvoller als du und die anderen Frauen, tze, was soll ich mit denen? Ich liebe sie nicht. Ich kann die meisten von diesen eingeblideten Schnepfen noch nicht eimal leiden. Die wollen doch nur angeben. " Er drehte seinen Kopf weg und sterrte die Wand an. " Ja, alle zählen auf mich, alle glauben ich könnte sie führen. Doch sie irren sich! Wie soll jemand wie ich ein ganzes Volk fürhen können? Wenn ich einen Weg hier raus finde bin ich weg und wenn es meinen Tot bedeuten sollte ist mir das nur recht. Ich will kein Vogel in einem goldenen Käfig sein! "

Da war auf einmal eine unglaubliche Wut in ihr. Ohne nachzudenken, hob sie ihre Hand und versetzte sie ihm eine Ohrfeige. "Du wirst dieses Volk führen, hast du mich verstanden?! Und du wirst es verdammt gut führen können, das weiß ich. Wenn ich morgens aufstehe, kann ich mir nicht aussuchen, was ich tun will, den jede Verweigerung könnte mein Leben kosten. Aber du kannst machen was du willst - und dafür sorgen, dass sich das Leben hier verbessert. Das alles und noch viel mehr kannst du machen - wenn du willst! Trau dich! Tu etwas! Aber schmeiß nicht alles sofort hin!" Ihre Stimme glich einem mehr einem Schrei, als allem anderen.

Es war still, als sie ihr geschreie beendet hatte. " Wieso glauben alle, dass ich das alles kann? Wenn es doch gar nicht so ist. Ich habe auch Pflichten, doch sehe ich nicht ein sie zu tun. Eigendlich, zumindest nach dem Gesetz, hätte man mich schon längst töten sollen. Doch ich wurde verschont, weil ich der einzigste Junge bin. Ich habe sooft die Regeln gebrochen, nur um dieser unheimlichen Last zu etngehen. " Seine Stimme zitterte, kleine Trännen lifen über seine vom Schlag gerötete Wange. " Und jedesmal, wenn ich es getan habe hatte ich gehofft, gebetet, entlich mal nicht begnadigt zu weden. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mir so manchesmal den Tod ersehnt habe. Als ich fast sechs Jahre alt war habe ich versucht mich zu erstechen. Nur meine Schwestern konnten mich davon abhalten. " Sein Kopf schien immer schwerer zu weden, denn er ging immer weiter nach unten. Sodass er schon nach wenigen Sätzen nur noch wie ein Häuflein elend aussah.

Langsam setzte sie sich wieder auf das Bett, setzte sich vor ihn und umarmte ihn vorsichtig. "Ich weiß, dass du es kannst..." Sie legte die Hand auf sein Herz. "Ganz tief dadrin weißt auch du, dass du es kannst. Versprich mir, dass du es versuchst. Und wenn du dich um den Rest nur halb so viel bemühst, wie um mich, dann schaffst du es. Du kannst regieren, das weiß ich. Ich glaube an dich. Glaube an dich selbst! Dein Tod würde nur Trauer über das gesamte Volk bringen", versuchte sie ihm leise zu erklären.

ER hörte ihr Worte, lies sie auf sich wirken. Dann nahm der Thronerbe ihre Hand und sah ihr ganz tief in die Augen. " Ich werde es versuchen. Allerdings nur, wenn du an meiner Seite bist. Ich will keine andere. Ich liebe dich! " Entgegnete er ihr. Zwar wiederstrebte es ihn sehr, sich an der Herrscher position zu versuchen, doch wenn sie an seiner Seite war, so fühlte er es ganz tief in sich, konnte er alles schaffen.

Sie senkte den Blick und vermied es so, ihn anzusehen. "Ich bin keine Königin. Ich bin eine einfache Dienerin. nichts wert und jederzeit ersetzbar. Aber wenn es dir so wichtig ist, werde ich jeden Abend hier auf dich warten. Du kannst nur nicht von deinem Vater, von deinem Volk erwarten, dass sie mich annehmen. Ich bin unwichtig", sprach sie leise und hielt den Blick zu Boden gerichtet.

" Du bist nicht unwichtig. Jeder ist auf seine weise wichtig. Nur leider sehen das die meisten nicht. " Ethiel nahm ihr Gesicht in seine Hand und zwang sie sanft ihn anzusahen. Er lächelte sie sacht an. " Von meinem Vater erwarte ich diese Akzepzanz gar nicht, doch ich kenne viele aus dem Volk, die mir geratzen haben, nur die Frau zu heiraten, die ich liebe. Von daher denke ich, dass sie sich freuen würden. "

Überrascht sah sie ihn an. Heiraten? Nun, sie würde sich fügen, wenn er es so wollte, doch an Hochzeit hatte sie noch nie gedacht. "Wie du wünscht", murmelte sie deshalb lediglich, um überhaupt etwas zu sagen. "Du solltest jetzt schlafen. Du musst morgen wieder deiner Familie gegenüber treten können", erklärte sie, um nicht weiter auf das vorherige Thema eingehen zu müssen.

" Natürlich nur, wenn du an meiner Seite sein willst. " Schob er schnell ein, als er merkte wie weit er mit seinen Gedanken dereits vorgriff. Sanft lächelte er sie an und legte sich wieder hin. " Bleibst du bei mir? " Fragte er und hob einladend die Decke hoch, zum Zeichen, dass sie darunter kriechen konnte. Wenn sie denn zu ihm wollte.

Noch immer leicht unsicher, aber diesmal etwas entschlossener als zuvor, legte sie sich zu ihm und kuschelte sich an ihn. Womit hatte sie das verdient? Wenn er durch bekam, was er wollte, dann wäre sie eine freie Frau. Frei... Es hörte sich seltsam in ihren Ohren an. Frei. Wollte sie überhaupt frei sein? Über ihre Grübeleien schlief sie schließlich ein.

Erfreut, dass sie zu ihm kam, schloss er sie in seine Arme, wie ein übergroßes Kuscheltier. Sanft schmiegte er sich an sie, atmete ihren Geruch ein und entschwand dann ins Land der Träume. In denen er mit ihr die Welt der Oberfläche erkundete.