Zwischen Verdrängen und Erinnern

Es hatte lange gedauert bis Fîen wieder aus ihrem Zimmer gekrochen war. Und selbst jetzt hatte sie sich dafür ausgesprochen, nur das Essen herzurichten und mit einer anderen Dienerin getauscht, die nun für sie die Zimmer aufräumte. Sie konnte und wollte nicht in die Nähe der Königsfamilie. Sie hatte alles durcheinander gebracht. Und jetz, knappe vier Wochen nach dem Zwischenfall, wusste sie auch, dass sie noch viel mehr durcheinander gebracht hatte, als sie zuvor auch nur geahnt hatte. Sie hatte sich absichtlich solange beinahe versteckt und auch jetzt wollte sie Ethiel eigentlich nicht begegnen.

Nach einiger Zeit des Wartens konnte Ethiel es nicht mehr aushalten und fragte die Bedinstete, die gerade sein Zimmer auf forderman brachte nach seiner Liebsten. Diese erzählte ihm kichrnt, dass sie sich in der Küche befand. Dort vor der Tür war sich der Prinz nicht sicher, ob er eintreten sollte oder nicht. Doch dann nahm er seinen Mut zusammen und öffnete die Türe und schritt in die Küche, diese war gigantisch und er wunderte sich, wie viele Bedinstete hier zu gange waren. Alle waren so beschäftigt, dass sie ihn gar nicht bemerkten. Dann hatte er seinen Augenstern gefunden und begab sich zu ihr.

Lautlos kullerten Tränen über ihr Gesicht, suchten sich ihren Weg über ihre Wangen. Was hatte sie nur getan? Sie hatte wohlmöglich die ganze Familie zerstört. Geistesabwesend zog sie den halben Umhang den sie trug, enger um ihre Schultern. Sie würde nicht zu Ethiel gehen und ihm erzählen, was geschehen war. Es ging nicht, sie würde damit nur noch mehr anrichten. Vermutlich war es das beste, würde sie einfach wieder an die Oberfläche gehen.

Als er näher kam sa er, dass sie weinte. Stumm legte er sanft seine Arme um sie. Er sagte extra nichts, um sie nicht zu verschrecken und um die anderen, die teilweise durchaus seine Simme kannten nicht auf sich aufmerksahm zu machen.

Sie zuckte fürchterlich zusammen, als er sie umarmte, gab sich jedoch dann einige Sekunden dem hin. Sie wusste, er liebte sie, würde sich um sie kümmern und doch... "Es geht nicht", murmelte sie und befreite sich aus seiner Umarmung. Es ging einfach nicht und so sehr sie es auch wollte, sie hatte schon zu viel in seiner Welt herum gefuscht. Sie schüttelte den Kopf, sie musste die Entscheidung treffen und sie hatte sie bereits gefällt. Und sie fiel nicht zugunsten Ethiels aus.

Verwirrt sah er sie an. " Was? " Hauchte er. " Was geht nicht, Fîen? " Seine Stimme Zitterte leicht, er hatte ein ungutes Gefühl in seiner Brust. Mitlerweile hatte ihn eine der Küchenhilfen entdeckt und erschocken ihren Teller fallen lassen, doch das nahm der Kronprinz nicht wirklich wahr.

Es tat ihr weh, noch bevor sie es aussprach. "Das mit uns. Es wird nie funktionieren, Ethiel, es gibt keine Zukunft für uns", erklärte sie ihm mit fester Stimme. "Ich liebe Euch nicht", fügte sie hinzu, bewusst zum Euch wechselnd, um die Distanz zwischen ihnen zu verdeutlichen. Es war, als steche ihr jemand ein Messer in die Brust und drehte es daraufhin genüsslich um. Ernst sah sie ihn an und hoffte, dass er ihren Schmerz nicht sah, denn dann würde es nicht funktionieren. "Und wenn dies ein Grund ist, mich umzubringen, weil ich Euch den Gehorsam verweiger, so tut dies. Oder wenn sich wegen mir nun Prinzessin Sallar um den Thron kümmern muss, so soll auch dies geschehen, aber ich liebe Euch nicht."

Diese Worte trafen den Prinzen tief. Es war als würde man mit Wiederharken bespickte Dolche in seinen Oberkörper rammen und sie langsahm wieder herausziehen. Nun hatte sich soch eine Kleine Traube aus Bedinsteten um sie gebildet, schmerz war aus seinen blau-grünen Augen zu lesen, für alle sichtbar. Rückartig wannte er sich um und rannte so schnell ihn seine Füße trugen weg. Eine Köchin erzählte einige Stunden später, dass sie Tränen auf seinem Gesich gesehen hätte. Doch davon würde Ethiel lange Zeit nichts Hören.

Kaum war er weg, fiel sie in sich zusammen und blieb einfach an Ort und Stelle liegen. Sie hatte den Menschen von sich gestoßen, den sie am meisten geliebt hatte. Tränen strömten über ihr Gesicht, ihr Körper fühlte sich taub an. Was hatte sie getan?