Konfrontation mit dem Unvermeidlichen

Wütend lief Ethiel in seinen Räumen hin und her. Das konnte sein Vater doch nicht machen! Doch er wusste, dass er dem nicht entgegen setzen konnte. Wie sollte er das seiner Liebsten Fîen nur beibringen? Was würde aus seinem Sohn werden? Wenn sein Vater auch da so handeln würde, wie es sich zu ihrer Zeit gehörte, dann würde er seinen kleinen Caryl umbringen lassen. Ethiel war verzweifelt. Was sollte er tun? Was KONNTE er tun?

Die Blicke der Wachen lastete unangenehm auf ihr. Sie war anders als alle anderen hier. Gänzlich anders. Die Türe öffneten sich vor ihr und sie trat ein, die Wachen blieben draußen. Zurückhaltend blieb sie stehen, den Blick nur ganz leicht gehoben, um ihren Ehemann zu sehen. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken, ihn erheblich zu stören. Sie räusperte sich leicht, um von ihm entdeckt zu werden.

Er blickte auf, als ihn ein Reuspern aus den Gedanken riss. Er traute seinen Augen nicht. Diese Hautfarbe hatte er nur bei Menschen an der Oberfläche gesehen. Dennoch kam der Thronerbe näher. " Ihr seid also die Frau, die ich heiraten soll. Verratet ihr mir euren Namen? " Fragte er ehrlich, Ethiel hatte es ja noch nie mit diesen Floskeln gehabt. Den Gedanken an seiner Liebsten und seinem Sohn schob er vorerst zur Seite.

"Ich bin Damisela Kyla", antwortete sie und schlug die Kapuze zurück. Sich vor ihrem zukünftigen Mann zu verstecken, kam für sie nicht in Frage. So selbstbewusst wie möglich sah sie ihn an. Sie durfte ihn nicht merken lassen, dass sie gegen diese Verbindung war. Es war ihre Pflicht, zu gehorchen und ihm in jeder Hinsicht zu Diensten zu sein. Zumindest hatte sie das zu Hause so gelernt, immerhin war er der Mächtigere in dieser Verbindung.

Er kannte diesen Titel. " Ich bin Ethiel. Ihr seit von der Oberfläche, nicht wahr? Ihr braucht es nicht zu leugnen, ich bin selbst dort gewesen, auch wenn die meisten Bewohner hier dieses land für ein Märchen halten. " Sprach der silberhaarige Mann ernst. Er erinerte sich an die strengen Sitten, die er gefunden hatte und wie sie ihn als Himmelsbote gesehen hatten, manche zumindest.

"Hier könnte ich es kaum wagen, es zu leugnen, meine Hautfarbe würde mich jedes Mal wieder Lügen strafen", erklärte sie und biss sich leicht auf ihre Unterlippe. War sie zu vorlaut? Sie wusste, wenn sie etwas tat, was er nicht wollte, konnte es ihr ganz schnell ganz schlecht gehen, immerhin war sie von nun an, an ihn gebunden. "Wie wird es weitergehen?", fragte sie schüchern.

Hilflos schüttelte er den Kopf. " wenn ich auf diese Frage eine Antwort wüsste währe ich um einiges schlauer... Bist du eigendlich freiwillig hier? Ich meine, so fern ab von deiner Heimat. " Fragte er dann, er war sich nicht sicher, ob er ihr von seiner Gelibten und seinem Sohn erzählen sollte.

Ihre Erziehung zwang sie dazu, mit 'ja' zu Antworten. Doch seine Ehrlichkeit irritierte sie leicht. "Wir wurden einander versprochen", wich sie der Antwort aus, denn sie wusste nichz, wie ehrlich sie zu ihm sein konnte, durfte. Doch sie sah ihn nicht an, senkte den Blick. Ja, sie waren einander versprochen, doch freiwillig war sie definitiv nicht hier.

" Also nicht. " Schlusfolgerte Ethiel und seufste. Dann setzte er sich auf einen der Sessel. " Ich hätte es dir ja gerne erspart hier her kommen zu müssen doch mein Vater will meinen Sohn wohl nicht als Erben akzeptieren und meine Geliebte anscheinend auch nicht. " Er seufste noch einmal und lies den Kopf, im wahrsten sinne des Wortes, hängen, stztütze ihn lediglich mit seinen Händen ab.

Sie fühlte sich unwohl. Wie nur sollte sie ihre Aufgabe erfüllen, wenn er bereits eine Familie besaß? Schüchtern setzte sie sich ebenfalls. "Es ist meine Pflicht, euch glücklich zu machen, wenn es Eure Familie ist, so kann ich sie Euch nicht verweigern", sagte sie leise und wusste nicht, woher sie den Mut nahm, ihm dies zusagen, fühlte sie sich doch tief in ihrer Ehre gekränkt, dass sie in eine königliche Familie einheiraten sollte, in der sie niemals die Chance haben würde, um ihrer selbst Willen akzeptiert zu werden.

" Das stimmt. ich mache mir dennoch sorgen um sie. Meine Geliebte ist eine Dienerin und ihre Schwangerschaft war sicherlich nicht beabsichtigt. Dennoch will ich nicht einen von ihnen verlieren, ich habe angst, dass sie den Druck nicht mehr standhält. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst und ich will auch kein Mitleid von dir, ich will lediglich, dass du es zur Kenntnis nimmst. " Danach stand er auf. " Wir sollten schlafen gehen, es ist bereits spät. " Sagte er nur noch, als er sich in sein schlafgemach begab. Er wollte sie nicht von sich stoßen, sie konnte wohl genauso wenig dafür wie er, doch hatte er gerade nicht das bedürfnis, sich mit ihr auseinander zu setzen.

Was ein schöner Start. Schweigend folgte sie ihm, zog eines der einfachen Kleider an. Zögernd setzte sie sich an sein Bett. "Ist das in Ordnung für Euch?", fragte sie nach. Sie würde nie eine Chance haben, das wurde ihr bewusst, als sie auf der Truhe mitten im Zimmer ein Kleid und einen Teddybären entdeckte. Er liebte seine Dienerin wirklich. Verdammt, was hatte sie hier zu suchen?

" Wen interesiert das schon? " gab er in typisch gelangweiltem Ton von sich ehe er sich entkleidete und sich dann eine dünne Stoffhose zum schlafen wieder an zog. Es interessierte ihn nicht, dass Kyla ihm dabei zusehen konnte, Immerhin würde er mit ihr schlafen müssen, wenn er einen Erben zeugen wollte oder eher musste. Kommentarlos und mit halb geschlossenen Augen legte er sich ins Bett.

Es war ihr unangenehm. Und doch, sie musste nachgeben. Zögerlich legte sie sich zu ihm unter die Decke. Bis zur Hochzeit hatte sie noch Zeit, sich an ihn zu gewöhnen und ihm die Chance zu geben, sich nun ebenfalls auch an sie zu gewöhnen. Die Art und Weise, wie er mit ihr umging, tat ihr weh, es zeigte ihr, dass er sich wohl kaum, an sie gewöhnen wollte, dass er sie nicht hier haben wollte. Stattdessen wünschte er sich ein anderes Mädchen an seiner Seite - und sie konnte es ihm nicht übel nehmen.

Rasch schlief der Prinz ein und legte rein aus gewohnheit einen Arm um seine zukünftige Frau, ohne es wirklich zu merken. Er sah friedlich auf, fast so, als währe alles in bester Ordnung. In seinen Träumen war es das auch, doch das änderte leider nichts an der Ralität.

Unbehaglich ließ sie sich in den Arm nehmen und schlief irgendwann ebenfalls ein. Auf was nur hatte sie sich da eingelassen? Besser noch: Wie kam sie hier wieder raus? Die Antwort war einfach: gar nicht. Resignierend ergab sie sich in ihr Schicksal.

Es war früh am Morgen, als Fîen stumm ihrer Arbeit nach ging. Sie wusste, sie hatte am Vortag ein Kleid bei Ethiel liegen lassen und das wollte sie sich nun wieder holen. Unten in den Räumlichkeiten der Dienerinnen war sie beinahe ignoriert worden, niemand interessierte sich für die junge Frau, die so lange weg gewesen war. Als sie das Schlafgemach ihres Liebsten betrat, zerbrach ihr Herz wortwörtlich. Dort lag er, mit einer exotisch aussehenden Frau in den Armen. So gefasst und leise wie möglich verließ sie das Gemach.